Skip to content

Über eBooks, Verlage und alte Fehler

eBooks sind praktisch und es liegt in der Natur der Sache dass man kein physikalisches Buch erhält. Das ist gerade der Vorteil, man kann die Bücher sofort herunterladen und lesen, sie brauchen keinen Platz im Regal sondern nur ein kB, vielleicht ein MB im Reader. Den kann man immer dabei haben und damit auch alle seine Bücher.
Es ist aber auch ein Nachteil: Verschenken, Verleihen, Verkaufen? Durch den Einsatz von DRM verhindern die Verlage dass man die E-Bücher wie gewohnt nutzen kann und machen den gleichen Fehler wie die Musikindustrie.

Ohne ein attraktives legales Angebot düngen die Verlage den Nährboden für illegale Angebote.
Ein Teil davon ist die Preisgestaltung:
eBook Preise
Das eBook ist 40% günstiger als das Hardcover, aber 26% teuerer als das vergleichbare Taschenbuch.
eBooks sind (auf E-Ink!) angenehm zu lesen, aber von der Wertigkeit her ein Ersatz für das Taschenbuch, nicht für das Hardcover. Und auch wenn die digitale Verbreitung sicherlich nicht kostenlos ist dürften die Kosten hierfür erheblich unter denen liegen die nötig sind einen Baum so aufzubereiten dass man den Buchtext in gefälliger Form auf ihm speichern kann. Das Lektorat muss natürlich auch bei einen eBook sein, ist hier aber abstrakter/reduzierter da nicht auf ein konkretes Seitenlayout gearbeitet werden muss.

Maßstab für den Preis muss das Taschenbuch1 sein und auch hier mit deutlicheren Abschlägen da die gleichwertige Nutzung über die 3 V derzeit nicht legal möglich ist und über das DRM von den Verlagen auch aktiv verhindert wird ohne eine Alternative zu schaffen.

Immerhin steckt der Buchhandel den Kopf nicht in den Sand, so habe ich gerade Onlineshops von den Flensburger Buchhandlungen Rüffer und Weiland gefunden in dem auch eBooks und eReader angeboten werden, und das auch vernünftige mit E-Ink. Bei Weltbild gibt es hingegen eReader mit LCD Display die wohl eher dazu dienen die neue aktuelle Buchtechnik schlecht dastehen zu lassen. Leider ist der Partner im Hintergrund hier Libri und die versehen stur alles mit DRM z.B. auch Perry Rhodan Romane obwohl diese vom Verlag ohne DRM herausgegeben werden. Schade, kaufe ich halt nicht virtuell vor Ort sondern weiterhin bei beam, dort sind die Bücher grundsätzlich ohne DRM.
Liebe Buchhändler: ohne DRM könntet ihr auch den Kindle des Erzfeindes Amazon bedienen. Das ePub Format lässt sich ohne DRM frei in das mobi-Format des Kindle konvertieren. Nicht nur jammern über Amazon, seid eine Alternative!
Ob man bei Rüffer die eBooks auch im Shop bekommt, auf USB oder so? Denn der wirkliche Vorteil des stationären Buchhandels ist die Beratung, ob ich das Buch dann auf Papier oder elektisch kaufe und erhalte ist zweitrangig.

DRM und Preisgestaltung sind der Nährboden für illegale Angebote, denn sie gängeln nur die legalen Nutzer!
Liebe Verlage: macht nicht die gleichen Fehler wie die Musikindustrie! Schafft ein attraktives legales Angebot und ermöglicht die drei V.
Niemand will aus Prinzip illegale Angebote nutzen, aber mit DRM gängelt ihr nur die legalen Nutzer die dadurch auch erst ihr Unrechtbewusstsein verlieren. Ihr nehmt es ihnen! Wer sich nicht fair behandelt fühlt handelt auch nicht mehr fair.

Die digitale Technik wird nicht mehr verschwinden, sie ist auch nicht die Zukunft, sie ist die Gegenwart.
__________________

1 vielleicht mit Ausnahme von älteren Büchern die auch im Verlag nicht digital vorliegen.

Trackbacks

Keine Trackbacks

Kommentare

Ansicht der Kommentare: Linear | Verschachtelt

rowi am :

rowi

Das liest sich so als wenn bei den eBooks derzeit nur die Kosten für die Herstellung rausgerechnet wird, die 48% für den Grosshändler aber unangetastet bleiben.
Das ist bei eBooks ein Irrsinn und letztlich auch für gedruckte Bücher. Bücher sind keine Medizin und müssen nicht am nächsten Morgen beim Händler sein. Das ist ein heheres Ziel, gerade für “das Volk der Dichter und Denker”, aber schon lange nicht mehr Zeitgemäss. Vermutlich werden 99% der Leser lieber ein paar Tage warten und dafür den Grosshändler einsparen bzw. auf eine normale Marge drücken können. Wer unbedingt am nächsten Tag ein Buch haben will kann dann ja mehr zahlen, wenn das wirklich eine relevante Zahl von Käufern will wird es auch weiterhin Grosshändler geben die diesen Wunsch erfüllen.

Dirk Deimeke am :

Dirk Deimeke

Vorab, das Beispiel ist von einem Fachbuch, bei dem deutlich andere Regeln gelten als bei Belletristik.

Amazon nimmt übrigens 30%, das ist deutlich weniger, aber immer noch ordentlich.

Ich halte in der heutigen Zeit Lieferzeiten von sieben Tagen oder mehr nicht mehr für zeitgemäss, da bin ich anderer Meinung als Du.

Grosshändler (oder Barsortimente) übernehmen auch die Dienstleistung des Vertriebs un den lassen sie sich auch bezahlen. Für einen Kleinverlag rechnet es sich nicht, einen eigenen (automatisierten) Vertrieb aufzubauen. Dafür nehmen die sich rund 20%, der Rest bleibt im Einzelhandel.

Das Thema ist wirklich nicht ganz so einfach, wie es viele darstellen.

rowi am :

rowi

Ich denke nicht dass wir auf 7 Tage Lieferzeit kommen wenn der Anteil von 48% gesenkt wird.
Das wird höchstens vereinzelt eintreten, das meiste wird wie gewohnt am nächsten Tag beim Kunden sein, dazu reicht ein Blick in Länder ohne Buchpreisbindung, nicht zuletzt in das Heimatland von Amazon.

Was spricht dagegen dass ich das Buch günstiger mit einer Wartezeit von 3-4, vielleicht auch 7 Tagen bekomme, Du es aber zum gewohnten Preis am nächsten Tag bekommst?
Ein solches Modell ist derzeit gar nicht möglich, die Buchpreisbindung verhindert jegliche Änderung am Geschäftsmodell seit der Einführung 1888.
Du lebst ja in einem Land in dem die Buchpreisbindung 2007 abgeschafft wurde, musst Du eine Woche warten wenn Du ein Buch bestellst?

Aber auch wenn wir am Preismodell nichts ändern muss sich am DRM etwas ändern. Ich kaufe mit einem eBook ansonsten kein Buch wie im Papiermodell sondern nur ein Leserecht. Ich kann das Buch nicht verleihen, verkaufen oder verschenken weil ich nicht das Buch gekauft habe.
Ich erhalte also — unabhängig von der physischen Form — weniger als beim Papierbuch und sehe ehrlich gesagt nicht ein dafür nahezu genausoviel zu bezahlen.

Die Verlage bzw. Grosshändler müssen auf DRM verzichten oder eine praktikable Alterntive schaffen. Mit DRM gängeln sie nur ihre zahlenden Kunden, es hält niemanden auf der g o o g l e buchstabieren kann.

Dirk Deimeke am :

Dirk Deimeke

Hier in der Schweiz gibt es keine Buchpreisbindung. Wenn ich beim günstigsten Anbieter bestelle, dauert es zwei bis drei Wochen.

Dazu kommt, dass genau dieser Anbieter auch nicht alle Bücher liefern will. Er sucht sich nur die aus, bei denen er sich Erfolg ausrechnet. Wenn ich schnell Bücher haben möchte, zahle ich deutlich mehr als in Deutschland.

Bei Amazon zahle ich die deutsche Mehrwertsteuer nicht und selbst da dauert es sieben bis vierzehn Tage.

Mit dem DRM muss sich in jedem Fall etwas ändern und es wird meiner Meinung nach ähnlich wie bei MP3s laufen, die es mittlerweile fast nur noch ohne DRM gibt.

Aber: Ein eBook und ein physikalisches Buch haben bis auf den Text miteinander gemeinsam, daher sind alle Vergleiche sehr mühsam. Der Name eBook ist irreführend.

Ich denke nicht, dass es mit dem Fall Buchpreisbindung so extrem ist, wie viele Verlage postulieren. Aber ein oder zwei Vorteile haben sie schon. Sie halten die Infrastruktur am Leben. Hier gibt es keine kleinen Buchhändler mehr.

Chris G. am :

Chris G.

Das größte Problem bei der DRM-Sache ist die selbst herangezüchtete Datenpiraterie, die man als Argument FÜR DRM-Maßnahmen benutzt. Wie im Artikel schon erwähnt könnte man sich von der Musikondustrie einige positive Beispiele entleihen, aber offenbar ist das deutsche Verlagswesen noch so in seinen hergebrachten Traditionen verwurzelt, dass eine Anpassung recht unwahrscheinlich erscheint. Letztlich wird das, wenn nicht bald ein Umdenken erfolgt, sicherlich auch seinen Tribut fordern und einige Verlage zerstören – nur dürften die das dann selbst schuld gewesen sein.

rowi am :

rowi

Der Vergleich zur Musikindustrie drängt sich auf:
auch bei Online-Musik gab es schlichtweg kein Angebot, also haben sich die Nutzer eines geschaffen — illegal und das Jammern war groß.
Apple hat dann gezeigt dass die Nutzer sehr wohl für digital vertriebene Musik zahlen, wenn das Angebot attraktiv ist.
Mittlerweile gibt es einige legale Angebote die (bis auf Apple) auch ohne DRM auskommen nachdem es zu viel Ärger mit DRM gab.

Bei eBooks ist Amazon in der Rolle von Apple, aber wir sind noch in der DRM-Phase. Das macht das Angebot unattraktiv und züchtet geradezu illegale Angebote.
Die Preisgestaltung ist zudem unattraktiv weil durch das DRM die Nutzungsmöglichkeit gegenüber der Printversion deutlich eingeschränkt wird ohne eine Alternative zu schaffen, entweder durch eine technische Möglichkeit zum Verleih und Verkauf oder durch entsprechende Preisnachlässe.

Amazon ist auch hier in der Situation Vorreiter zu sein indem sie das verleihen von Büchern [technisch] ermöglichen, in Deutschland wird das aber durch die Verlage unterbunden. Konsequenz siehe Oben.
Vor allem aber schaffen sie auch hier keine Alternative so dass sie auch bei ihrem Kerngeschäft, dem verlegen von Büchern, Amazon zu einer Konkurrenz erst aufbauen.

Nicht schlechte Menschen, mangelndes Unrechtbewusstsein oder das Internet schädigen die Buchhändler und Verlage sondern ihre eigene Unfähigkeit von einem Jahrhunderte altem Geschäftsmodell abzuweichen.

“Alle sagten: Das geht nicht. Dann kam einer, der wußte das nicht, und hat es gemacht.”

Kommentar schreiben

Textile-Formatierung erlaubt
Standard-Text Smilies wie :-) und ;-) werden zu Bildern konvertiert.
Umschließende Sterne heben ein Wort hervor (*wort*), per _wort_ kann ein Wort unterstrichen werden.
Die angegebene E-Mail-Adresse wird nicht dargestellt, sondern nur für eventuelle Benachrichtigungen verwendet.
Twitter, Identica, Pavatar, Gravatar, Wavatars, Monster ID Autoren-Bilder werden unterstützt.
Wenn Du Deinen Twitter Namen eingibst wird Deine Timeline in Deinem Kommentar verlinkt.
Bewirb einen Deiner letzten Artikel
Dieses Blog erlaubt Dir mit Deinem Kommentar einen Deiner letzten Artikel zu bewerben. Bitte gib Deine Blog URL als Homepage ein, dann wird eine Auswahl erscheinen, in der Du einen Artikel auswählen kannst. (Javascript erforderlich)
Formular-Optionen