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gelesen: Die lange Zeit der vielen Abschiede

Die lange Zeit der vielen Abschiede

Abseits meiner üblichen Krimi/Sci-Fi/Fantasy Bücher war es mal Zeit für ein ganz anderes Thema:

Als bei Saul Reimer im Alter von einundsiebzig Jahren die Alzheimer-Krankheit diagnostiziert wird, stürzt die Welt des strengen und dominanten Familienpatriarchen ein.

Der Leser verfolgt Sauls Weg in die unheilbare Krankheit mit und erlebt den fortschreitenden Verfall zusammen mit ihm und seiner Familie. Da ist der sture, dickköpfige Saul, der den unvermeidlichen Verlust seiner mentalen Fähigkeiten zuerst nicht wahrhaben will und sich nur langsam mit seiner Krankheit abfinden kann. Seine Frau Monique schwankt zwischen liebevoller Hingabe und depressivem Selbstmitleid. Seine Tochter Florence zeigt sich mitfühlend, ist aber stets auf korrektes Verhalten bedacht, während sein Sohn Joey egozentrisch und unreif geblieben ist. Auch Sauls Arzt spielt eine entscheidende Rolle. Sie alle wissen von Anfang an, wie es enden wird ‒ Alzheimer lässt keine Hoffnung auf Heilung. Es stellt sich also nur die Frage, wie sie diesen Weg gemeinsam zu Ende gehen wollen und wie alle Betroffenen mit ihrer neuen Rolle in der Familie umgehen.

Die grundsätzliche Geschichte wird vom obigen “Klappentext” schon gut zusammen gefasst. Wobei zumindest die beiden Kinder nicht ganz so arg stereotyp sind wie der Text gerade auf mich wirkt.
Bei Saul wird wie erwähnt Alzheimer diagnostiziert, was einerseits sicher ein Schock, andererseits aber auch viel Ungewissheit ist. Alzheimer, das ist diese Krankheit bei der man nach und nach das Gedächtnis verliert. Aber ja auch alles andere wofür wir das Gehirn benötigen. Das Buch schildert das stetige Fortschreiten der Krankheit, in dessen Verlauf Saul nicht nur sein Gedächtnis sondern auch seine Persönlichkeit verliert, in Form von tagebuchartigen Kapiteln aus der Sicht von seiner Frau, seiner Kinder, dem Hausarzt und Saul selbst. Dadurch erlebt man den Verlauf der Krankheit sehr intensiv aber auch gefühlvoll aus allen möglichen Blickwinkeln; es gibt da kein gut oder schlecht, jede Person muss in ihrem eigenen Kontext mit der Situation fertig werden. Insbesondere die Kapitel aus Sauls Sicht sind da sehr wichtig, aber man kann jede Person nachvollziehen, was sehr dabei hilft wenn man sich Gedanken macht wie man selbst mit der Situation umgehen würde oder auch Menschen kennt die damit umgehen müssen.

Das Buch gibt wirklich sehr viel Einsicht in die Situation aller Beteiligter, es gibt da einfach kein richtig oder falsch, gut oder schlecht. Obwohl es sich intensiv mit dieser schlimmen Krankheit auseinander setzt ist es dabei leicht zu lesen. Der Autor selbst hat hier wohl die Krankheit seines Vaters verarbeitet wie auf seiner Webseite zur Hintergrundgeschichte zu lesen ist.
Auf deutsch erschienen ist das Buch bei AmazonCrossing, d.h. es ist auch nur bei Amazon erhältlich. Das ist schade, denn dieses Buch gehört in die Breite, in die Buchläden und Büchereien. Als klassisch verlegtes Buch wäre es bestimmt in aller Munde.
Momentan ist es im Rahmen der Kindle AusLese des Monats Oktober als eBook zum halben Preis, d.h. 2,49€ erhältlich, aber auch für 9,99€ als Taschenbuch kann ich es jedem empfehlen.

gelesen: Perry Rhodan 2827: Medusa

Perry Rhodan 2827: Medusa von Christian Montillon
Perry Rhodan 2827 - Medusa
Sie finden die verschollene Dunkelwelt – und die verlorenen Kinder der Erde

Mit seiner KRUSENSTERMN erreicht Viccor Bughassidow die Dunkelwelt Medusa bzw. Sheheena wie der Planet zum Zeitpunkt seiner Versetzung vor 20 Millionen Jahren hiess. In Band 2818 wurde Perry Rhodan Zeuge der Versetzung.
Viccor hatte im vorigen Band durch den Eyleshioni Voyc Lutreccer in “seiner” Kaverne auf dem Jupiermond Europa den entscheidenden Hinweis auf den wahrscheinlichen Ort von Medusa erhalten. Voyc Lutreccer und die Anoree Meechyl hatten versucht die KRUSENSTERN in ihre Gewalt zu bekommen und sind als Gefangene mit auf der Reise. Es gelingt Kontakt zu den Bewohnern von Medusa aufzunehmen und Viccor Bughassidow begibt sich mit Jatin auf den Planeten. Sie lernen einiges über die Bewohner die eigentlich von der Erde stammen. Und sie machen eine Entdeckung, die es in sich hat, ein fieser Cliffhanger eek
Währenddessen sind die beiden Gefangenen auf der KRUSENSTERN nicht so zahm wie es wirkt sondern werden ihrerseits aktiv…

Man merkt, dass der Autor Christian Montillon auch mit das Expose der Rahmenhandlung schreibt, der Roman selbst ist schon sehr gut geschrieben, aber es ist immer etwas rösseres laent im Hintergrund. Das fängt mit den Kerouten an die mit Sheheena bzw. Medusa versetzt wurden und eigentlich von der Erde stammten. Geschickt löst er das Rätsel, dass wir weder real noch im Perryversium Hinweise auf eine frühere intelligente Rasse auf der Erde gefunden haben. Da musste ich doch glatt zwischendurch in der Wikipedia nachlesen eek.
Der Schluss des Romans hat es dann in sich, eine Verknüpfung mit einem anderen Handlungsstrang und ein fieser Cliffhanger, denn die Handlung wendet sich nächste Woche einem anderen Handlungsstrang des Zyklus zu.

gelesen: Perry Rhodan 2826: Der lichte Schatten

Perry Rhodan 2826 - Der lichte Schatten
Im größten Ozean des Solsystems – sie jagen hinter einer uralten Spur her

Im Band letzter Woche war es Viccor Bughassidow und Jatin gelungen die Eyleshioni davon zu überzeugen ihnen gegen die Posbi-Seuche zu helfen. Zumindest so etwas ähnliches, der Eyleshioni Voyc Lutreccer und die Anoree Meechyl reisen dafür im geheimen mit der KRUSENSTERN ins Sonnensystem auf dem Jupitermond Europa auf dem Bughassidow in einer Kaverne Hinweise auf die von ihm gesuchte Dunkelwelt Medusa gefunden hatte, die sich mittlerweile ja auf den mittels PupPur-Teufe versetzten Planeten Sheheena herausgestellt hat.
Da die Eyleshioni aus Angst vor den Tiuphoren auch heute noch extrem viel Wert auf ihre unerkannte Welt legen war eine Bedingung, dass sich Viccor Bughassidow und Jatin einer Behandlung unterziehen bei der ihnen ein Gerät eingesetzt wird, das jegliche Aktionen verhindert die den Interessen der Eyleshioni schadet. Dieser “lichte Schatten” verhindert nicht direkt, dass man an die Eyleshioni denkt aber verhindert jegliche Aktion, sei es auch nur die Aussprache des Namens oder konkreten Handlungen.
Viccor Bughassidow ist darüber nicht glücklich, aber er kann nichts machen. Zumindest nicht direkt, er kann aber bei seinem Umfeld Zeifel sähen…

Von der Handlung her spielt dieses Heft nur im heimsichen Sonnensytem und dort auf der KRUSENSTERN und dem Mond Europa. Die Kapitel mit Viccors Handlungen sind vergleichsweise lang, auf ihm liegt der Handlungsschwerpunkt. Gefangen in sich selbst muss er handeln ohne zu handeln. Gut geschrieben und auch ein faszinierender wie verstörender Gedanke.

Mein neuer eBook-Reader: Kindle Paperwhite 3


tl;dr der Wechsel vom Kindle 4 auf den Paperwhite 3 hat sich gelohnt, die Spezialangebote sind völlig unproblematisch und egal und es gibt ihn gerade wieder reduziert tongue.

Seit Weihnachten 2011 bin ich ja eBook-Leser.Kindle 4 neben Limit Hardcover In den ersten Wochen der Wechselphase habe ich Donnerstags das aktuelle Perry Rhodan auf den Reader geladen und gelesen und dazwischen meine angefangenen Papierbücher zu Ende gelesen — der Wechsel vom ~180g Reader auf die 1,3kg des Limit Hardcover war jedesmal sehr “schön” eek. Seitdem lese ich ausschliesslich eBooks.

Der E-Reader war ein Kindle 4Kindle 4, ohne Touchscreen und mit Tasten. Dass es ein Kindle war hatte ich nicht selbst entschieden bzw. dem Weichnachtsmann überlassen nachdem klar war, dass der Formatwandel mit Calibre kein Problem ist (sofern das eBook kein DRM {mehr} hat) und ich nicht gezwungen bin bei einem bestimmten Händler einzukaufen. Praktisch kaufe ich die meisten Bücher bei Amazon, aber so viel wie möglich bei beam, z.B. mein Perry Rhodan das es dort auch im Abo gibt.
Zur Entscheidungsfindung beim E-Reader Kauf hatte ich damals unter “elektrische Bücher: Entscheidungskriterien für eBook-Reader“ gebloggt, das stimmt im Grunde auch noch alles, meine Empfehlung als ePub Reader wäre aber aktuell der Tolino Vision 2.

Der Kindle 4 war toll, das Lesen darauf ein Genuss. Aber die Technik bleibt nicht stehen, die Alternativen hatte Touchscreen und später auch Beleuchtung (das ist eine Vordergrundbeleuchtung, kein selbst leuchtendes Display wie Tablets!) und nach über drei Jahren hatte ich das erste mal den Hinweis gesehen, dass ich den Reader mal laden müsste. Nicht mehr deutlich über einen Monat Akkulaufzeit! Bei den Kindles gab es inzwischen den Touch und den Paperwhite (und den Voyage), jeweils auch schon mit mehreren Überarbeitungen; bei den E-Ink Displays gab es den Wechsel von der Pearl-Technik zur aktuellen “Carta” Generation und eine Erhöhung der Auflösung von den 600×800 Pixeln (167ppi) der Kindle 4 Generation über 758×1024 (212ppi) zu den aktuellen 1072×1448 (300ppi) die mit dem Kindle Voyage eingeführt wurden.
Ausserdem bin ich ein Technikspielkind und als Amazon zum Sommer die 3. Generation des Paperwhite vorstellte, nun mit dem Display des Voyage, hatte ich ernsthaft in Erwägung gezogen auf ein neueres Gerät umzusteigen. Als Amazon den Paperwhite 3 Ende Juli dann kurzzeitig um 20€ auf 99€ senkte hab ich dann zugeschlagen wink

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gelesen: Transport

Transport von Phillip P. Peterson
Phillip P. Peterson - Transport

Nachdem ich letzte Woche ein deutsches Science-Fiction Buch von 1897 gelesen hatte, bin ich mal 117 Jahre nach vorn gesprungen und habe deutsche Science-Fiction von 2014 gelesen, ein Erstlingswerk:

„Transport? Transport wohin, Sir?“, fragte Russell skeptisch.
„Möglicherweise direkt in die Hölle“, antwortete General Morrow.
Vor der Küste Kaliforniens wird ein außerirdisches Artefakt geborgen, das Menschen zu anderen Sternensystemen transportieren kann.
Der zum Tode verurteilte Russell Harris und neun andere Häftlinge bekommen als Versuchspersonen für den Teleporter die Chance, ihr Leben zu retten. Doch das Unternehmen entpuppt sich als gnadenloses Todeskommando, nachdem der erste Freiwillige auf grauenhafte Weise stirbt. Russell und seinen Kameraden wird klar, dass sie das Projekt nicht überleben werden. Der einzige Ausweg besteht darin, das Geheimnis des Artefakts zu lüften. Aber auch das scheint hoffnungslos – denn von den Erbauern fehlt jede Spur.

Der “Klappentext” oben fasst die Grundidee schon gut zusammen, 10 Kandidaten aus der Todeszelle erhalten die Chance auf Begnadigung wenn sie ein geheimes Projekt überleben. Das geborgene Artefakt ist offenbar ein Transporter, allerdings kennt niemand die Ziele vorher, es kann eine Sauerstoffwelt oder eine sofort tödliche Umgebung sein. Für die 10 Freiwilligen ist es die einzige Chance der Todeszelle zu entkommen, allerdings ist die Chance 10 Transporte zu überleben fast Null. Den Transporter zu verstehen scheint die einzige Möglichkeit zu überleben.

Die ist das erste Buch von Phillip P. Peterson und ich habe es verschlungen wie schon lange kein Buch mehr. Dazu trägt natürlich auch bei, dass es im Taschenbuchformat nur gut 250 Seiten hat; aber auch, dass die Kapitel nicht zu lang sind und der Kindle meine Lesegeschwindigkeit erfasst und wenn am Anfang des Kapitels direkt sichtbar ist, dass man nur 4 Minuten braucht, dann setzt ein “eins geht noch” Effekt ein wink.
Und das Buch bzw. seine Geschichte fesselt auf mehreren Ebenen, einerseits die 10 Schicksale denen man folgt und die Frage der Ethik den zum Tode verurteilten dieses “unmoralische” Angebot zu machen. Andererseits die Fragen um das Artefakt, wo kommt es her, wie funktioniert es, warum liegt es einfach so auf dem Meeresboden rum?
Die Geschichte ist sowohl technisch sehr faszinierend und genau geschildert und auch die (Haupt-) Charaktere kommen nicht zu kurz. Man hätte das Thema auch noch deutlich umfangreicher aufbauen können, ein erfahrenerer Autor hätte es vermutlich gleich als ganzen Romanzyklus angelegt was die Geschichte spielend hergibt, ja sogar fast herausfordert. Transport ist aber abgeschlossen, wobei man es auf der einen Ebene durchaus fortsetzen könnte und mir auch ein, zwei Kniffe einfallen wie man den Bogen zu diesem Buch wieder herstellen könnte.
Aber egal ob es irgendwann einmal eine Fortsetzung gibt, den zweiten Roman von Peterson habe ich mir auch direkt im Anschluss gekauft: Paradox: Am Abgrund der Ewigkeit.

gelesen: Perry Rhodan 2825: Unter dem Sternenbaldachin

Perry Rhodan 2825 - Unter dem Sternenbaldachin
Sie kämpfen gegen die Posbi-Paranoia – ein Terraner durchlebt eine Zivilisation

In der Fortsetzung vom vorigen Band gelangen Viccor Bughassidow und seine Leibärztin Jatin auf die Dunkelwelt Eyyo auf dem die Eyleshioni die Posbi-Paranoia als Krankheit entwickelt haben sollen.
Sie erhoffen sich hier ein Gegenmittel zu finden. Doch bevor die Eyleshioni mit Bughassidow darüber verhandeln soll er das scheue Volk wirklich verstehen und dafür unterzieht er sich einer Prozedur bei dem er die Erlebnisse einzelner Eyleshioni aus den vergangenen Jahrhunderten noch einmal erlebt. Eine gefährliche Prozedur doch was er dabei erfährt schliesst (mindestens für den Leser) den ein oder anderen Kreis…

Robert Corvus führt in seiner Fortsetzung den letzte Woche begonnenen Handlungsstrang weiter, auch wenn er hauptsächlich in der wiedererlebten Vergangenheit spielt. Als Leser erfährt man nicht nur die Herkunft der Eyleshioni die an verschiedenen Stellen an andere Stellen im Zyklus anknüpft, auch wenn Viccor Bughassidow das nicht weiss bzw. nur erahnen kann. Sehr gut geschrieben, ich bin gespannt was er mit den gewonnenen Erkenntnissen im nächsten Band so anfängt.

gelesen: Auf zwei Planeten

Auf zwei Planeten von Kurd Laßwitz
Auf zwei Planeten

Ein deutsche Science-Fiction Buch habe ich gerade fertig gelesen. Nicht mein wöchentliches Perry Rhodan sondern Kurd Laßwitz’ “Auf zwei Planeten” von 1897:

Das Jahr 1897: Den Menschen in beinahe allen Belangen überlegene Marsbewohner haben sich auf der Erde niedergelassen. Erste Kontakte verlaufen vielversprechend, bis die Invasoren ihre Macht demonstrieren.

‘Auf zwei Planeten’ besteht aus zwei Büchern die ich am Stück gelesen habe. Das Buch ist wie gesagt alt und gemeinfrei, nachdem ich mit der kostenlosen gemeinfreien Version angefangen hatte hab ich mir aber nach dem ersten Kapitel die verlinkte Version vom Null Papier Verlag für 0,99€ zugelegt da sie wesentlich besser gesetzt ist, der kostenlosen Version merkt man an, dass sie automatisch erstellt wurde. Eine Erfahrung die ich schon oft gemacht habe, es lohnt sich oft ‘nen Euro für eine ordentlich aufbereitete Version auszugeben.

Das erste Buch schildert die Fahrt deutscher Forscher im Rahmen einer Forschungsmission in einem Heissluftballon zum Nordpol, sie werden die ersten Menschen direkt am Nordpol sein. Dort angekommen müssen sie aber feststellen, dass der Nordpol offenbar bewohnt und mit künstlichen Inseln wie eine projezierte Karte der Erde angelegt ist. Sie kommen zu dem Schluss, dass es sich nicht um Menschen handeln kann und senden noch Brieftauben nach Deutschland bevor der Ballon abstürzt. Weiter geht es im ersten Buch um die Begegnung zwischen den Menschen mit den Marsianern die die Station gebaut haben. Es endet damit, dass die Station am Nordpol Jahreszeitbedingt für einige Monate verlassen werden muss und die beiden geretteten Forscher sich teilen, einer reist mit zum Mars, der andere zurück nach Deutschland um die Menschen auf die Marsianer vorzubereiten.
Das zweite Buch handelt mehr von Politik, es schildert die gesellschaftspolitischen Bedingungen auf dem Mars und was die Marsbewohner neben der Neugier und Forschung auf die Erde getrieben hat. Parallel dazu die Reaktionen auf der Erde auf die Marsbewohner. Als Fatal erweist sich die Reaktionen beider Seiten auf ein Ereignis zum Ende des ersten Buches bei dem ein englisches Schiff durch ein Missverständnis mit einem Luftschiff der Marsianer in Konflikt geraten war…

Das Buch von Kurd Laßwitz ist wirklich bemerkenswert, über 100 Jahre alt und doch müsste man gar nicht viel ändern um es als aktuell zu verkaufen.
Primär natürlich die Sprache die sich gewandelt hat und einige technische Dinge wie den Heissluftballon müsste man an die Zeit anpassen. Andererseits könnte man vor allem das zweite Buch ebenso einfach in ein Buch über die Kolonisation Afrikas verwandeln. Die Grundmotive sind ähnlich, eine höher stehende Zivilisation trifft auf ein (vermeintlich) niedriger stehende Zivilisation, die aber begehrte Ressourcen hat. Ob Europa und Afrika , Mars und Erde oder Erde und Planet X ist dabei zweitrangig, es geht darum wie man mit fremden Kulturen umgeht. Das sieht man hier ebenso wie in jeder zweiten Folge von Star Trek.
Die technische Schilderung ist natürlich aus Sicht des späten 19. Jahrhunderts geschrieben und aus deutscher und europäischer Weltsicht, das hat schon was von Steampunk wink. Aber wirklich erstaunlich wie weit Laßwitz gedanklich damals war, der Punkt der mich bis zum Schluss daran erinnert hat, dass dieses Buch über 100 Jahre alt ist war die Sprache bzw. Formulierung und nicht, dass von der Reise in Luftschiffen die Rede ist. Luftschiffe kann alles sein, Formulierungen wie “nach dem Mars hin” (“nach” für jede Ortsbestimmung) oder “Martianer” statt “Marsianer” haben mich aber ständig daran erinnert wie alt dieses Buch ist.
Trotzdem oder gerade deswegen ein gutes Buch. Als Kontrast widme ich mich als nächstes weiterhin deutscher Science-Fiction, neben dem wöchentlichen Perry Rhodan ein Buch das 114 Jahre jünger ist.