Skip to content

Die Bahn mit falscher Zielgruppe

Mobilität

Die Bahn erhöht alle Jahre Monate die Preise und das nächste mal zum Fahrplanwechsel am 14. Dezember. Dabei stellt sich heraus: im Norden werden Fahrten besonders teuer wie der SH:Z meldet.
Das ist ärgerlich aber nicht wirklich überraschend. Interessanter ist dieses Zitat des Vorstandsmitglieds Karl-Friedrich Rausch:

Außerdem seien knapp 90 Prozent der Kunden mit rabattierten Tickets wie Monatskarten unterwegs oder besäßen eine Bahncard. Deshalb falle die Preiserhöhung “für den größten Teil unserer Kunden” gering aus, so Rausch.
Das zeigt, dass die Zielgruppe der Bahn die Kunden sind, die sie bereits hat. Nichts mit Umstieg auf die Schiene, man hat offenbar erkannt (oder bezweckt?) dass man keine Kunden von anderen Verkehrmitteln gewinnen kann.
Die Strecke Flensburg nach Hamburg kostet ab dem 14. Dezember 38€. Fahre ich mit dem Auto zahle ich derzeit knapp 40€ für den Sprit hin und zurück — Anschaffungskosten, Steuern und Versicherung rechne ich dabei nicht ein, weil ich das Auto nicht für diese Strecke anschaffe. Die anteiligen Kosten müssten über die Gesamtlaufzeit des Autos berechnet werden und die sind nach 4 1/2 Jahren und 65.000 gefahrenen Kilometern für eine Strecke von 3 Stunden und 360km verschwindend gering.
Stehen also 2€ Mehrkosten des Autos einer erheblich geringeren Fahrtzeit und deutlich höherer Flexibilität was Zeit und Ort angeht gegenüber. Denn meist will ich gar nicht passend zum nur alle Stunde (bzw. 2h für die schnelle Verbindung) fahrenden Zug los bzw. ankommen und habe selten bis nie den Hauptbahnhof in HH als Ziel — weitere Zeit im ÖPNv in HH kommt noch hinzu.
Glücklicherweise bin ich nicht auf die Bahn und die 2€ angewiesen so dass ich gern die 2€ “Aufpreis” zahle für den ich aber einen deutlichen Komfortgewinn habe.
Nein, liebe Bahn, so wird das nichts. Das ist schon wie bei der Bezeichnung “Beförderungsfall” statt “Kunde” die falsche Grundeinstellung. Gerade die 10% die nicht regelmässig mit der Bahn fahren (müssen) und daher keine Rabattkarte haben sollten eure Zielgruppe sein. Gerade die Gelegenheitsfahrer, denn die sind die Gruppe die ihr gewinnen wollt müsst.

270€ zu verschenken!

Mobilität

…gegen eine Vorrauszahlung von 20.000€ versteht sich.
Nein, kein Spam oder 419-Scam sondern die Politik unserer Regierung.
So sparen Autos mit der Schadstoffklasse Euro 5 zwei Jahre1 die KFZ-Steuer, mit Euro 4 immerhin 1 Jahr. Das macht bei einem Benziner mit 2l Motor 135€ im Jahr (Diesel 308,80€) — übrigens bis runter zu D3, erst Euro 2 ist teurer. Ich spare bei einem Benziner also unglaubliche 270€ wenn ich mir ein neues Auto kaufe. Für die Kleinigkeit von 20.000€ oder so (Golf in Basisausstattung ab 17975€; Mittelklasse gen 25000€).
Na das motiviert doch!
Aber es passt ins Bild. Die Umweltpolitik ist zum puren Aktionismus geworden, geschührt von den Umweltverbänden und die Politik steigt voll drauf ein. Die Feinstaub Umweltplakette brauchen nicht nur Diesel sondern auch Benziner die bei der Verbrennung keinen Feinstaub produzieren. Wir werden von allen Seiten bombardiert mit der Nachricht wir müssen sollen neue Autos kaufen die weniger verbrauchen und damit weniger CO2 produzieren. Holt die Taschenrechner aus! Die Produktion eines neuen Autos verbraucht deutlich mehr CO2 als ihr mit ein paar Litern weniger Verbrauch pro 100km (wenn es überhaupt so viele sind) jemals wieder reinholen könnt!
Und nein liebe Umweltfuzzies, PKW nach Euro 3 sind keine Stinker! Euro 4 und 5 sind jeweils strenger, aber nicht wirklich viel. Schaut euch die gesamte Bilanz an, wir sparen mehr CO2 wenn wir die alten Wagen fahren so lange sie laufen statt bei der Produktion eines neuen Wagens wesentlich mehr CO2 freizusetzen und wir vermeiden auch viel Feinstaub wenn wir die alten Wagen ohne Plakette den direkten Weg durch eine Umweltzone fahren lassen statt sie zu langen Umwegen aussen rum zu zwingen. Die Strecke erzeugt den Staub, nicht der Ort.
Wohlgemerkt: die Grundidee ist Richtig, die Auto sollten weniger verbrauchen und auch weniger Schadstoffe produzieren. Aber es ist absoluter Schwachsinn laufende Autos zu bestrafen. Wenn ich eh ein neues Auto brauche sollte die Entscheidung auf ein sparsames und schadstoffarmes Modell fallen, aber zu versuchen den Bestand an Altfahrzeugen (ab wann ist ein Auto “alt”?) ist purer Aktionismus und Populismus.


1 Die zwei Jahre sind Augenwischerei: Die Befreiung endet auf jeden Fall im Jahr 2010. Um 2 Jahre zu bekommen muss ich also bald ein neues Auto kaufen. Das soll ja auch die Konjunktur wieder ankurbeln. Nun sind die Grenzwerte für Euro 5 zwar schon festgelegt, die Typprüfung dafür soll es aber erst ab 1. September 2009 geben. Jetzige Autos können also noch gar nicht Euro 5 eingestuft werden, sie können höchstens später umgeschlüsselt werden. Was geschieht dann mit der Steuerbefreiung? Die Kosten für die Umschlüsselung (ca. 50€) muss man aber auf jeden Fall von der möglichen Steuerersparnis abziehen.