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Noch einmal DOSB und Saftblog

Am Freitag hatte der Pressesprecher des DOSB sich ja noch im Marketing-Blog geäussert. Geäussert ist nett gesagt, genau genommen hat er mit Dreck geworfen.
Er beginnt gleich mit einem richtigen Knaller. Der Streitwert von 150.000€ ist ja vielleicht gar nicht so hoch wenn die Kelterei die das Saftblog betreibt nur ein “kleiner Fisch” ist. Die Anwälte hätten das ja nicht feststellen können und in der Vergangenheit sei dies ja auch schon geschehen.
Klingt oberflächlich nett, aber was sagt der Mann denn da? Dass deren Anwälte nicht in der Lage waren vor der Beschuldigung nachzusehen wen sie da beschuldigen! Dass sie das schon mehrfach vorher so getan haben! Ja verdammt noch mal, kommt die Abmahnung von einer Abreissrolle? Ist das das rechtliche pendant zu “erst schiessen, dann fragen”? Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren. Und für diesen Schrotschuss vom Band wird sicher auch eine saftige Rechnung gestellt.
Der Rest ist dann das erwähnte werfen mit Dreck, Zeile um Zeile reitet der Pressesprecher darauf rum, dass das Saftblog nicht privat ist sondern von einer Kelterei und daher ja kommerziell. Ja, sicher. Hat auch nie jemand bestritten. Es ist ja nicht relevant.
Ein Blog ist ein Blog ist eine Presseveröffentlichung, auch wenn eine Firma dahinter steht. Wer sich die beanstandeten Einträge im Saftblog angesehen hätte wäre auch kaum auf die Idee gekommen, dass hier eine Firma Werbung mit jener Sportveranstaltung machen will. So verblödet kann einfach niemand sein. Ich gehe daher einfach mal davon aus dass der Pressesprecher die entsprechenden Einträge nicht gelesen hat, ansonsten müsste ich extreme Dummheit oder Bösartigkeit unterstellen und das will ich nicht.
Diese kommerzielle (nur deswegen gibt es das Gesetz) Sportveranstaltung ist ja mittlerweile nicht mehr nur alle vier Jahre sondern praktisch alle 3 Wochen und selbstverständlich wird ein der Presse darüber berichtet. Kostenlose PR, der Pressesprecher ist sich sicher dessen bewusst, dass er diese Berichterstattung nicht bezahlen könnte wenn er sie nicht kostenlos bekäme. Und unter den Medien die darüber als Presse berichten sind selbstverständlich auch Firmenpublikationen. Der Stromanbieter erzählt was darüber, das BMW-Magazin tut es und warum sollte es eine Kelterei nicht tun dürfen? Wie erwähnt, es ist egal. Daher sind auch etwa 90% der Antwort des Pressesprechers heisse Luft.
In der Schule würde man sagen: “Am Thema vorbei”. Ich nenne es einen erbärmlichen Versuch.

Unsportliche Abmahnkeule (Update)

Wie u.a. im Lawblog zu lesen ist wurde das Saftblog vom DOSB abgemahnt weil im Februar zwei Artikel zu einer bekannten Sportveranstaltung geschrieben wurden. U.a. Irreführung und Rufausbeutung wird vorgeworfen, als ob jemand auf die Idee käme bei den Artikeln handele es sich um etwas offizielles. Und damit auch ja keine Widerrede kommt wurde der Streitwert auf knackige 150.000€(!) festgelegt.
Und gerade wenn man sich die beanstandeten Beiträge durchliest kommt einem der §5 des Grundgesetzes vor wie blanker Hohn:

Artikel 5
[Meinungs-, Informations-, Pressefreiheit; Kunst und Wissenschaft]
(1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.

Klingt gut und wenn man naiv genug ist könnte man glauben dass man auch wirklich seine Meinung (u.a. in Blogs) verbreiten darf. Aber weit gefehlt, es gibt ja eine Einschränkung:

(2) Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre.

Denn offenbar haben wir genug Gesetze – in diesem Falle hat die Sportveranstaltung ihr eigenes Gesetz(!) – die unser aller Recht der freien verbreitung der eigenen Meinung so weit einschränken, dass ein hohldrehender Verein (der vermutlich auch noch Gemeinnützig sein will) ganz selbstlos losgehen und Existenzen zerstören kann.
Warum kommt mir der Gedanke, dass der Streitwert vom Anwalt nicht ganz selbstlos so hoch angesetzt wurde und dass hinter der Grundidee nicht nur der e.V. steht sondern die angeschlossene und als Berater fungierende Vermarktungs-GmbH? Warum ärgert es mich, dass meine Krankenkasse den Verein auch noch fördert?

Update: Angeblich will man sich einigen, auf dem Marketing-Blog (hatte neben anderen als Vermittler fungiert) soll heute noch eine Stellungnahme veröffentlicht werden. Hoffentlich wird das nicht nur ein Zweizeiler der von einem Missverständnis spricht sondern etwas transparentes und eindeutiges.Sonst gibt es womöglich in der kommenden Woche das nächste Missverständnis dieser Art.