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Zoë Beck über Amazon

Die Autorin Zoë Beck ist nach einer Diskussionsrunde auf der Buchmesse Leipzig mit den Worten „Find ich gut“ in Bezug auf Amazon zitiert worden und stellt diese Worte klar.
Die Worte sind (“wie üblich” möchte man sagen) aus dem Kontext gerissen. Sie findet Amazon keineswegs einfach gut. Ihre Meinung ist viel differenzierter, Amazon ist auch nicht einfach das Böse als das es oft hingestellt wird.

So manche Stelle in ihrem Text würde ich hier gern als Beispiel zitieren, aber das wäre auch wieder nur genau ein Punkt ohne Zusammenhang. Lies besser den gesamten Text, es lohnt sich.

englisch lesen: auf Papier und um deutsche eBook-Preise zu umgehen

Schon bevor ich den Kindle hatte habe ich viel auf englisch gelesen, wenn man es (genug) versteht bekommt man viele Wortspiele einfach besser mit. Vieles kann man einfach nicht übersetzen, oder es würde korrekt übersetzt wissen über englische bzw. amerikanische Kultur oder Wortspiele vorraussetzen. Liest man das englische Original bekommt man diese Formulierungen natürlich mit und kann entweder z.B. über den Originalwitz lachen (oder sich schlau machen und weiterbilden) oder ein anderer Zusammenhang wird klarer weil er durch die nötige Abwandlung in der Übersetzung weniger eindeutig war. Von daher habe ich das englische Original schon lange bevorzugt, vorrausgesetzt natürlich, das Original ist auch englisch. Einen schwedischen Autor lese ich lieber auf Deutsch, da mache ich es mir einfacher wenn ich eh übersetzt lesen muss.

Das setzt natürlich gewisse Sprachkenntnisse vorraus. Das variiert aber je nach Autor sehr und ist vor allem eine Frage der Übung, gar nicht mal der Vokabeln. Vieles ergibt sich auch aus dem Zusammenhang.
Mit einem E-Reader wird das noch etwas einfacher, denn die haben Wörterbücher dabei mit denen man unbekannte Vokabeln die man wirklich braucht nachschlagen kann. Wenn möglich würde ich aber raten unbekannte Worte aus dem Zusammenhang zu verstehen und nur zur Vergewisserung nachzuschlagen. So liest man die meisten Texte flüssiger, selbst deutsche mit unbekannten Worten.

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Amazon startet eBook-Verleih in Deutschland und die Verlage schiessen sich mit ihrer Alternative in den Kopf

Eine lange Überschrift, die Alternative war “Deutsche Verlage sind dumm”.

eBooks sind praktisch und auf E-Ink auch angenehm zu lesen. Aber sie sind halt kein “analoger Informationsträger auf teilorganischer Basis” den man weitergeben kann. Verkauf und Verleih geht bei eBooks in Deutschland noch nicht.
Gestern hat Amazon bekannt gegeben, daß ende des Monats die Kindle Lending Library auch in Deutschland für Amazon Prime Nutzer startet.
Das heisst, daß man als Prime Nutzer monatlich ein eBook ausleihen kann, für eine beliebig lange Zeit. Nicht alle Bücher sind verfügbar, die Verlage müssen es dafür freigeben. Es sollen aber wohl zumindest alle 200.000 Bücher des schon länger erfolgreich laufenden amerikanischen Verleihprogramms verfügbar sein, für genug englischen Stoff ist also gesorgt, auf deutsch sollen zum Start 8.500 Bücher sein, darunter auch Harry Potter.
Amazon Prime kostet 29€ pro Jahr und hat eigentlich einen anderen Fokus, nämlich keine Versandkosten ohne Mindestbestellwert und Lieferung am nächsten Tag bei Amazon. Die Leihbibliothek ist da nur ein Bonus.

Heute habe ich dann bei Buchreport gelesen wie der Ansatz der deutschen Verlage aussieht:
Bei Libreka, einer Tochter des Börsenvereins der in Deutschland über die Buchpreisbindung wacht, gibt es auch ein Verleihprogramm.
Die wesentlichen Unterschiede:

  • 4 Wochen Leihfrist
  • Der Leihpreis wird vom Verlag festgelegt
Auch wenn 4 Wochen Leihfrist schlechter sind als unbeschränkt wie bei Amazon könnte man damit sicher meist leben. Der zweite Punkt hat aber schlimme Konsequenzen: Die Verlage sind dumm und verlangen meist für 4 Wochen Leihfrist fast den gleichen Preis wie beim Kauf des Buches. Die Buchliste ist voll z.B. mit Büchern des Engelsdorfer Verlags der pauschal 1,50€ abschlägt; aus 5,99€ Kaufpreis werden so 4,49€ Leihpreis für 4 Wochen. Der Ulmer Verlag schlägt deutlich mehr ab, seine Sachbücher sind aber auch deutlich teurer und 1,99€ muss man mindestens zahlen (Kaufpreis 7,99€), für teurere Bücher aber auch 6,99€. Der Carl Hanser Verlag ist wieder auf der teuren Seite und will für ein Buch das 9,99€ im Kauf kostet 7,49€ als Leihbuch. Für 4 Wochen und nur ein Buch.

Für wen soll das attraktiv sein? Das Amazon-Modell ist wesentlich Kundenfreundlicher und nur dann kann es funktionieren. Übrigens vergütet auch Amazon die Autoren deren Werke ausgeliehen werden. Ohne ein attraktives legales Angebot drängen die Verlage die Menschen entweder in die Illegalität oder in die Arme von Amazon und verspielen auch jegliches Verständnis für ihre Situation. Statt die etablierten Büchereien und das auf diese zugeschnittene Onleihe System aktiv zu unterstützen wird so eine Grütze als “Alternative” geschaffen.
Die Verlage sind dumm und wiederholen den Fehler den Musik- und Filmindustrie vor ihr gemacht haben und fahren sehenden Auges in den Abgrund. Vielleicht auch mit geschlossenen Augen, aber dadurch geht der Abgrund nicht weg.
Die Brücke über den Abgrund wäre ein attraktives Angebot das von den Nutzern gern angenommen wird. Dazu muss ein einfch sein und von den Kosten her als fair wahrgenommen werden — von den Verbrauchern, nicht den Verlagen. Dann werden die Nutzer auch zu Pfeilern der Brücke. So aber werfen die Verlage noch mit Steinen nach ihren Kunden. Geht sterben, euer Grab schaufelt ihr ja schon selbst. normal

Die deutschen Verlage verabschieden sich aus dem Internet

Die deutschen Verlage haben es geschafft: Die Bundesregierung beschließt Urheberrecht für Verlage im Internet. Genannt “Leistungsschutzrecht”.

Der Zweck ist eindeutig: Google soll dafür bezahlen dass es die Artikel der Verlage in der Suche und auf Google News verlinkt.
Dafür wollen die Verlage Geld. Es stört sie nicht, daß Google sie verlinkt. Schliesslich bekommen sie damit Besucher und Besucher bringen Werbegeld. Aber sie wollen auch von Google Geld, schliesslich gibt Google bei den Suchergebnissen auch einen Anrisstext des Artikels aus. Anrisstext = Artikel = Copyright. Böses Google!
Das Schizophrene daran: Die Verlage wollen dass Google, bzw. jede Suchmaschine, sie aufnimmt. Denn jeder Webseitenbetreiber kann selbst bestimmen welche Seiten in den Index aufgenommen werden und welche nicht.
Zwei Zeilen in einer Datei Namens robots.txt im Hauptverzeichnis würden genügen:

User-agent: *
Disallow: *
und keine Suchmaschine indiziert die Seiten mehr.
Es wäre ganz einfach, die Verlage tun es nicht. Sie wollen indexiert werden. Und sie wollen dafür jetzt Geld haben. Und unsere Politiker haben sich offenbar genug von den Lobbyisten beschwatzen lassen dass sie es jetzt in ein Gesetz gegossen haben sad

Ich hoffe die Verlage ersticken an ihrem Gesetz. Google wird hoffentlich selbst die Verlage aus dem Index nehmen. Sollen sie doch betteln und untergehen. 90% der “Inhalte” auf den Webseiten sind eh nur Agenturmeldungen. Das mit einem Leistungsschutzrecht vergolden zu wollen ist reichlich armselig.
Geht sterben. ich werde euch nicht vermissen.

Verleger Lobo

Auf der AKEP Jahrestagung (Arbeitskreis Elektronisches Publizieren des Börsenvereins des deutschen Buchhandels) hat Rotschopf Sascha Lobo die Eröffnungsrede (“Keynote”) gehalten. Mit sehr offensiven Thesen und einer Ankündigung.

So hat er den Verlegern den Rat gegeben die Piraterie zu ignorieren. Man kann sie eh nicht verhindern und schläft besser wenn man sich ihretwegen keine Sorgen macht. Klingt illusorisch, trifft es letztlich aber, man wird sie nie ganz verhindern können und es geht einher mit einer anderen Aussage von ihm: die Verlage müssen ihr Produkt “Buchstabenverkauf” zu einem Service weiterentwickeln und für das eigentliche Buch einen Preis von 0 ansetzen.

Das klingt und ist sicherlich beides illusorisch (er hat noch mehr gesagt), aber der Grundgedanke ist richtig: Die digitale Technik basiert auf Kopien, es gibt in dem Sinne keine Originale. Jeder Download ist eine identische Kopie und jeder Versuch eines Kopierschutzes zum scheitern verurteilt. Denn er basiert darauf dass das Produkt gesperrt (verschlüsselt) wird. Man muss dem legitimen Käufer aber zwangsläufig den Schlüssel für das Schloss geben. Und somit ist der einzige Schutz gegen das kopieren das Vertrauen darin dass der Schlüssel nicht missbraucht wird. Cory Doctorow hat das schon 2001 ausgeführt (lesenswert!):

This is the Achilles’ heel of all content protection schemes based on encryption: the display device must contain the decryption key in order to work.
Auch der zweite Punkt, ein Buchpreis von 0€ ist erstmal illusorisch.
Aber man kann/sollte ihn anstreben. Geld verdienen nicht (weniger) mit dem Buch selbst sondern mit dem drumrum. Zusatzangebote, Services, die man eben nicht einfach so raubkopieren kann. Das geht sicher nicht mit jedem Buch. Oder vielleicht sollte man sagen: wir können uns noch nichts für jedes Buch vorstellen. Das muss nicht so bleiben…

Auch wenn das vorerst alles nicht in Gänze erreicht werden kann (der Verzicht auf DRM schon!) so muss die Branche doch zumindest in diese Richtung denken. Der Preis des Buches muss nicht maximiert werden. Es ist der Wert für den Kunden der maximiert werden muss. Denn dafür ist er bereit zu zahlen. Und über 500 Jahre nach Gutenberg ist die Verfügbarkeit des Buches kein Selbstwert mehr. Statt zu versuchen die Vergangenheit zu erhalten muss sich praktisch jede Branche an die Gegenwart anpassen um die Zukunft gestalten zu können. Die digitale Technik und das Internet sind da und gehen auch nicht mehr weg. Den Buchdruck hat auch niemand aufhalten können.
Aber Lobo stand nicht nur als Realitätsfremder Besserwisser auf der Bühne, er hat auch angekündigt zusammen mit Christoph Kappes einen eigenen Verlag zu gründen. Mit Sobooks will er seine Thesen umsetzen. Ich bin gespannt wie weit die Beiden kommen, auch wenn wir nicht schon morgen Bücher für 0€ + Zusatzdienstleistungen haben ist es an der Zeit dass sich die Verlage an die Realität der Gegenwart anpassen. Wenn die bestehenden das nicht können oder wollen dann muss es eben neue geben.