Edie ist Mitte 80 und will nach dem Tod ihres Mannes nachholen, was sie mit ihrem Mann nicht machen konnte. Also währt sie nach Schottland, um dort den Mount Suilven zu besteigen.
Bevor es endlich auf den Berg geht, gibt es eine laaaaange Geschichte voller Stereotypen. Es gibt praktisch keine Person, die sich nicht wie aus dem Klischeebuch verhält. Ergänzt wird das noch durch Metaphern und Symbole, die bestenfalls vorhersehbar oder eher mit dem Holzhammer kommen. Es ist absolut langweilig, wenn eine unnötig langatmige Handlung auch noch so wirkt, als wenn man sie schon 2 Dutzend mal genauso gesehen hat.
Dazu kommen IMHO handwerkliche Fehler: man rechne einfach mal nach, wie alt ihr Vater gewesen sein muss, als er ihr die Postkarte geschrieben hat.
Man hätte da eine wirklich schöne Geschichte draus machen können, auch wenn sie gefählt schon oft erzählt wurde. Aber hier stimmt leider nicht viel. Kein Charakter kann überzeugen und das liegt eher am Drehbuchh als an den Schauspielern. Edie selbst geht noch halbwegs, aber Jonny entwickelt sich etwas abrupt (aber von Anfang an vorhersehbar). Fiona wirkt dagegen so, als wenn von ihrer Rolle fast alle Szenen herausgeschnitten wurden und man sie aus irgendwelchen Gründen nicht komplett strechen wollte.
Immerhin gibt es schöne Landschaftsbilder: wer die ersten knapp anderhalb Stunden überstanden hat bekommt wirklich schöne Bilder von Schottland zu sehen – für gut 10 Minuten.
Gestern ging es wieder in die Sneak. Es lief Im Netz der Versuchung und ich habe selten in einem Film so sehr die verbleibenden Sekunden gezählt:
Ein Fischer, der fanatisch versucht, einen bestimmten Thunfisch zu fangen. Eine Begegnung aus der Vergangenheit und ein merkwürdiger Handelsvertreter. Der Film ist wirr. Völlig sinnlos und voller Szenen und Effekte, die merkwürdig und falsch wirken. Wie versucht und nicht gekonnt.
Es stellt sich heraus, dass vieles durchaus Absicht ist, das liegt am eigentlichen Hintergrund der Geschichte. Wie in einem Roman von Philip K. Dick ist nichts unbedingt so, wie es scheint. Bzw. man weiss es nicht. Leider taugt die Geschichte nicht annähernd auch nur in die Nähe eines Dick Romans und der Hintergrund wird zudem viel zu früh aufgedeckt. Nach einer halben Stunde etwa sieht man die ersten Andeutungen, spätestens eine Viertelstunde später dürfte es jedem denkenden Wesen klar sein, um was es geht.
Ab dann fragt man sich, was denn nun noch kommen soll, was die weitere Stunde Handlung begründet. Und die Antwort ist: nichts. Der Film tut weiterhin so, als wenn niemand weiss oder wissen kann, was der eigentliche Rahmen der Handlung ist. Dabei zeigt er sie immer wieder und irgendwann möchte man schreien “ja, ich habs kapiert!”.
Trotz allem Ärger schwingt eine leise Hoffnung mit, dass das, was man ständig sieht und auch durch die Blume gesagt bekommt, nur eine weitere Schale in der mehrschichten Geschichte ist. Aber auch diese Hoffnung wird am Schluss zerstört, wenn einfach nur die Blume weggenommen wird und man die gleichen Aussagen der letzten Stunde noch einmal mit dem Vorschlaghammer diktiert bekommt.
Es bleibt ein Film mit einer durchaus guten Idee, aber vom Drehbuch bis zur Inszenierung einfach nur aus der Kategorie versucht aber nicht gekonnt. Ich hätte es schwer schlechter machen können.
Es ist die Fortsetzung von Monsieur Claude und seine Töchter von 2014. Gefühlt war die Geschichte erzählt, was soll da denn nun noch kommen?
Die Fortsetzung beginnt mit den Eltern Claude und Marie, die eine Rundreise zu den Eltern ihrer Schwiegersöhne machen. Aha, daher weht der Wind also. Nein, falsch, der Reisebericht wird nur der Auftakt zu Claudes Fettnäppchensuche. Und darin ist er unerreicht.
Durch die auch in Frankreich gestiegene Femdenfeindlichkeit fühlen sich die Schwiegersöhne in Frankreich nicht mehr zu Hause und so werden Claude und Marie damit konfrontiert, dass ihre Kinder alle auswandern wollen. Nachdem der Schock sich gesetzt hat wird beschlossen: das muss verhindert werden! Und das versuchen sie…
Garniert wird das folgende Chaos durch den senegalesischen Schwiegervater André, dessen Tochter in Frankreich heiraten will. Nun kommt André aber in die Situation von Claude im ersten Film, denn der Schwiegersohn ist nicht das, was er erwartet. Vor allem kein Sohn
Ich habe es wirklich nicht erwartet, aber ich habe auch in dieser Fortsetzung genauso viel und herzhaft gelacht, wie im ersten Film. Die Autoren haben es wirklich geschafft, die Geschichte schön und passend weiterzuerzählen. Kern ist und bleibt Claude, der mit seiner politisch unkorrekten Art die Ursache von so manchem Zwist ist. Heutzutage wohl undenkbar in einem deutschen Film.
Ein herrlicher Spass und nachdem die Fortsetzung dem ersten Film nicht nachsteht bin ich wirklich gespannt auf einen dritten Teil. Keine Ahnung, ob der geplant ist, aber ich traue den Autoren durchaus zu, auch den hinzubekommen.
Mittwoch war ich mal wieder in der Sneak und ich hatte eine Vorahnung. Mit Trautmann stand ein Film, der als Romanze, Fussball eingestuft war und dazu noch einen Bezug zum 2. Weltkrieg hat, oben auf der Kndidatenliste.
Ich sah mich schon das Internet leerlesen während der Vorstellung, als Trautmann tatsächlich kam. Aber es kam anders:
Um es vorweg zu nehmen: Der Film ist alles, was ich befürchtet hatte aber andererseits auch nichts davon. Ich würde ihn weder als Fußballfilm einstufen, noch als Romanze oder (Nach)Kriegsfilm. Er ist mehr.
Trautmann ist die (wahre) Geschichte von Bert Trautmann, ein deutscher Solddate, der gegen Ende des zweiten Weltkriegs von den Briten gefangen genommen wird und in Großbritannien in einem Gefangenenlager landet. Dort wird auch Fußball gespielt und er wird als Torhüter vom lokalen Fußballclub entdeckt. Der Anfang einer Karriere, die ihn zur Legende machte…
Trautmann hat wohl noch mit den Filmemachern geredet, bevor er starb, und er wollte nicht, dass er mit seiner “Heldentat” endet (google sie, wenn du sie wissen willst). Es ist wohl daher Trautmann selbst zu Verdanken, dass der Film mehr geworden ist, als ein Fußballfilm. Es ist eine durchaus bewegende Geschichte von Verständigung, Überwindung von ehemaligen Feinden. Klingt jetzt sehr tragend, er ist aber auch einfach eine sehr gute Unterhaltung. Auf die Geschichte kommt es an und die besten Geschichten schreibt manchmal da Leben selbst. Wäre sie erfunden, wäre sie wohl auch unglaubwürdig.
Mittwoch waren wir wieder in der Sneak und sahen einen bekannten Film in neuem Gewand: Mein Bester & ich ist ein Hollywood-Remake von Ziemlich beste Freunde:
Ein Hollywood-Remake eines euopäischen, in Europa erfolgreichen, Films. Das liess böses ahnen. Ziemlich beste Freunde dürfte hierzulande wohl fast jeder zumindest vom Namen her kennen, ein grandioser Film. Eine Inhaltsangabe spare ich mir daher, sie ist identisch in beiden Filmen. Amerikaner synchronisieren nicht und müssen vielleicht auch das Gefühl haben, dass ein erfolgreicher Film “ihrer” ist. Also wurde Zimelich beste Freunde einfach mal neu verfilmt mit amerikansichen Schauspielern.
So negativ meine Vorahnung war und hier auch meine Vorrede ist: Das haben sie gut gemacht!
Es ist kaum zu glauben, aber Mein Bester & ich ist ein wirklich guter Film geworden. Kevin Hart und Bryan Cranston überzeugen komplett und die Geschichte ist unverändert und gut. Er hat hierzulande nur ein großes Problem: er ist wirklich eine direkte Neuverfilmung des französischen Originals. Sehr viele Szenen wurden direkt übernommen, dazu die meisten Gags. Wenn man das Original kennt ist es nur das Gleiche in anderer Umgebung. Auch dann ist er weiterhin ein guter Film und man kann viel lachen, aber man weiss halt auch, dass man gleich lachen kann.
Von daher: eine gelungene Neuverfilmung, aber überflüssig für alle, die das Original kennen. Und im direkten Vergleich ist das Original auch noch ein Stück besser, wer die Wahl hat, sollte sich lieber das ansehen.
Schon vor zwei Wochen hatten wir in der Sneak The Favourite gesehen und ich habe vergessen, ihn zu bloggen. Das wäre schade, denn der Film ist auf seine Art bemerkenswert:
Frühes 18. Jahrhundert: die junge Abigail(Emma Stone) kommt an den Hof von Queen Anne(Olivia Colman). Ihre Familie gehörte auch einmal zum Adel, ihr Vater hat den Titel aber verbockt. Bei ihrer Cousine Lady Sarah(Rachel Weisz), die am Hof von Queen Anne lebt, bittet sie um eine Bleibe und Beschäftigung.
Am Hof von Queen Anne ist einiges sehr bizarr, vermutlich nicht nur aus heutiger Sicht. Das Land ist im Krieg mit Frankreich, im Hintergrund zieht aber Lady Sarah die Fäden, während sich Queen Anne ihren Zipperlein widmet. Abigail wird die Zofe von Sarah und lernt Queen Anne und diverse Mitglieder des Parlaments kennen. Bestrebt, ihren alten Stand wieder zu bekommen, spielt auch sie ihr Spiel.
Puh, hier läuft wirklich eingies Quer. Schon optisch ist der Film gewöhnungsbedürftig. Ein Großteil ist mit einer Fischaugenlinse gefilmt und offenbar mehr aus Prinzip, denn aus Notwendigkeit. Es trägt seinen Teil zu der Erzählweise bei, die vor allem Anfangs sehr Zusammenhanglos wirkt. Und das was man da sieht, ist es erstrecht. Sehr gut möglich, dass es früher am Köngishof wirklich so zuging. Aber unvermittelt zu sehen, wie ein nackter Aristokrat von Seinesgleichen mit Obst beworfen wird und sich dabei freut, verwirrt dann doch etwas.
Sehr surreal teilweise. Aber je mehr man sich darauf einlässt, desto mehr Spaß hat man an dem Intrigenspiel. Lady Sarah zieht die Fäden von Queen Anne, Abigail fängt an auf ihre Art an den Fäden zu zupfen und letztlich kann man sich nicht sicher sein, auf welcher Seite der Fäden die Puppe(n) sind…
The Favourite ist anders. Ganz anders. Darauf muss man sich einlassen, dann ist er aber auf seine Art wirklich gut. Im Kino war es zwar nicht gerade ein Gedanke der sich aufdrängt, aber satte 10 Nominierungen für einen Oscar sind für diesen Film ebenso passend surreal. Mal sehen, welche er bekommt.
Ehe ich das Erlebnis völlig verdrängt habe, muss ich noch die Sneak von letzter Woche verbloggen. Es lief Manhattan Queen:
Maya (Jennifer Lopez) ist seit 15 Jahren stellvertretende Leiterin einer erfolgreichen Supermarktfiliale und schon wieder bei einer Beförderung übergangen worden. Ihr Patenkind erstellt daraufhin in diversen sozialen Medien Fake-Profile von ihr, die sie als erfolgreiche Geschäftsfrau zeigen.
Eine Kosmetikfirma wird daraufhin auf sie aufmerksam und stellt sie vom Fleck weg ein. Es folgt ein interner Wettbewerb, wer das bessere Bio-Produkt entwickelt, “echt” Bio gegen gepimptes bewährtes Produkt. Und weil das und diverse Beinahe-Enttarnungen ihres erfundenen Lebenslaufs nicht reicht, ist in alledem auch noch ein Familiendrama mit viel Herzschmerz reingewurschtelt.
Man weiss nicht so reicht, worum es in dem Film geht. Dass man auch ohne studiert zu haben erfolgreich sein kann – aber oft schlicht nicht die Möglichkeit bekommt? Moral in der Produktentwicklung bzw. allgemein Ethik und Moral in Konzernen? Oder doch lieber Tor 3 “Sei erhlich”? Nicht zu vergessen das verdrängte Familiendrama aus der Vergangenheit. Vieles wird angefangen, angerissen und dann in den großen Szenen-Mixer gesteckt.
Etwa zur Hälfte des Films, wenn das erwähnte Familiendrama aus der Vergangenheit aufgeklärt wird, sagt sich wohl jeder WTF?! Das ist wirklich so platt, so dämlich Handlungsbefreit, dass es danach kaum noch auffällt, dass es im weiteren Verlauf einfach hingenommen wird.
“Warum liegt hier eigentlich Stroh?“™ hat dagegen ungleich mehr Tiefgang.
Kann man vielleicht in einer lustigen Runde auf dem Sofa gucken. Ich empfehle mindestens eine Flasche Sekt oder Härteres (pro Person) vor dem Film und genug Nachschub, damit man nicht weiter als bis zum Glas denken muss.