Ich hatte es bei Dirk kommentiert, aber ich denke meine Gedanken zur Kostenloskultur bei Android verdienen auch einen eigenen Beitrag:
Gibt es eine Kostenloskultur bei Android?
Nein. Aber es gibt eine starke
Tendenz zu kostenlosen Programmen.
Die kommt
IMHO durch drei Hauptfaktoren zustande die zum Einen an Android selbst liegen, aber auch die Softwareanbieter selbst tragen dazu bei.
Dazu hier erstmal meine ursprünglicher
Kommentar:
Der Ruf kommt
IMHO durch drei Dinge zustande:
- Zum Einen sind Android-Telefon schon für deutlich weniger Geld zu bekommen als iphones (damit wird ja verglichen) und damit auch für Menschen in Reichweite die dann aber wirklich nicht mehr so viel Geld für Programme haben und kostenlose Programme bevorzugen.
- Man kann im Market nur mit Kreditkarte zahlen, nicht jeder hat oder will so eine Karte und deren Daten dann auch noch bei Google hinterlegen.
Auch Apple muss man zwar vertrauen, aber es geht auch ohne Kreditkarte. Providerbilling ist bei Android in Deutschland neu und nur bei vodafone und neu t-mobile möglich, und bei VF (zumindest anfangs, aktuell weiss ich nicht) auch nur für die Providergebrandeten Geräte.
- Dadurch dass man bei Android viel freier Programme installieren und auch in den Market stellen kann gibt es auch wesentlich mehr kostenlose Alternativen. Dadurch kann man bei einem kostenpflichtigen Programm meistens auch eine kostenlose Alternative finden und sich dann überlegen ob man den Mehrwehrt den die kostenpflichtige App vielleicht bietet wirklich braucht und will.
Vor allem bei kommerziellen Programmen ist von daher eine kostenlose Testversion wichtig, denn ansonsten muss ich ein kostenloses Programm dass ich auch ausprobieren kann mit dem (werbenden) Beschreibungstext vergleichen.
Vor allem der letzte Punkt ist noch nicht bei allen, vor allem den großen Anbietern angekommen die dann auch am lautesten eine Kostenloskultur beklagen. Teils liegt das an der größeren Konkurrenz durch kostenlose Programme, teils daran dass man die vielleicht besseren kostenpflichtigen Programme nicht testen kann.
Erläuterung:
Im Vergleich zum iphone ist die Bandbreite an verfügbaren Geräten mit Android sehr viel größer, vor allem preislich nach unten hin ist es für dieses Thema relevant. Menschen die sich dadurch ein Smartphone leisten können aber dann nicht mehr sehr viel Geld haben für weitere Programme sind aber keine verlorenen Kunden für die Softwareanbieter, sie hätten sie sowieso nicht bekommen. Im Gegenteil, dadurch dass sie sich jetzt zumindest ein Smartphone leisten konnten
können sie überhaupt erst Programme kaufen. Jedes verkaufte Programm ist ein Gewinn, (Kunden-) Verlust gibt es hier nicht durch kostenlose Alternativen.
Der Android Market wird von Google betrieben, zahlen kann man dort nur mit Googles Online-Bezahldienst
Checkout der nur Kreditkarten als Zahlungsmittel unterstützt. Das ist im englischsprachigen Raum kein Problem, hier aber schon. Hierzulande haben viele Leute gar keine Kreditkarte, auch sind die Bedenken deren Daten einem Dienst wie
Checkout anzuvertrauen größer. Alternativen wie das Providerbilling stecken noch in den Kinderschuhen.
PayPal ist als Alternative immer wieder in der Gerüchteküche und wird die Abhängigkeit von einer Kreditkarte lösen. Nicht aber Datenschutzbedenken.
Der weitaus größte Punkt ist aber die große Konkurrenz durch kostenlose Programme.
Praktisch jeder kann Programme in den Market stellen, die dazu nötige einmalige Registrierung kostet nur 25$ (gut 18€). Alternativ stellt man die Programme einfach irgendwo zum Download zur Verfügung, dann kostet es gar nichts.
Bei mittlerweile über 300.000 Programmen allein im Market gibt es für praktisch jedes Thema mehrere Alternativen, natürlich auch kostenlose. Wenn man unschlüssig ist kann man einfach mehrere ausprobieren — allerdings nur die Kostenlosen. Da die Rückgabefrist im Market vor einem Jahr auf 15 Minuten verkürzt wurde ist es praktisch nicht mehr möglich kostenpflichtige Programme zu testen.
Umso wichtiger sind Test- oder Demoversionen. Gibt es diese nicht hat man als Anwender die Wahl viele kostenlose Programme direkt auszuprobieren und muss sie mit der Beschreibung der kostenpflichtigen Programme im Market vergleichen. Da helfen Screenshots und Beschreibungsvideos nur bedingt, Selbstbeschreibungen sind immer positiv und werbend.
Zusammenfassung
Eine Kostenloskultur gibt es
IMHO nicht.
Wohl aber eine sehr viel stärkere Konkurrenz durch kostenlose Programme der man als Anbieter kostenpflichtiger Programme nur durch erlebbare Qualität begegnen kann. Qualität versteht sich von selbst, erlebbar bedeutet dass die Zielgruppe sie auch ausprobieren kann ohne die Katze im Sack kaufen zu müssen. Der kostenlose Spatz in der Hand ist sonst mehr Wert als die geschminkte Taube auf dem Dach. Vor allem weil der Spatz oftmals auch eine fette Taube ist.
Eine alternative Bezahlmethode würde sicher auch helfen, ändert aber nichts an der strukturellen Konkurrenzsituation.
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Nicht der Preis ist das entscheidende Argument, sondern die Transparenz, das Testen können.